Was bedeutet Zivilcourage?

Ich wehre mich, wenn andere in ihrer Menschenwürde verletzt werden.

Zivilcourage ist aktives, verbales oder nonverbales Handeln, das sich an humanen demokratischen Werten orientiert, für andere sichtbar ist und sich auf das Wohl der Gemeinschaft bezieht (Meyer, Gerd 2004).

Zivilcourage (zivil = bürgerlich, courage = Mut) bedeutet, den Mut aufzuwenden, sich für den Schutz der Menschenwürde und den Erhalt der Menschenrechte einzusetzen. Mit Mut ist nicht militärische Tapferkeit oder persönlicher Wagemut gemeint, sondern der von humanen und demokratischen Prinzipien geleitete Mut.

Kurt Singer (2003) beschreibt Zivilcourage als „kritisch wachsames Aufdecken, ein Wider-Stehen, ein Sich-entgegen-Stellen, ein Für etwas Eintreten“.

Zivilcourage ist mutiges Verhalten, mit dem jemand seinen Unmut über etwas kund tut, ohne Rücksicht auf eigene Nachteile. Dies kann sein, dass man jemandem in einer Konfliktsituation hilft, dass jemand eine andere Meinung gegenüber dem Vorgesetzten fair vertritt, dass sich jemand politisch gegen ein unterdrückendes Regime engagiert oder auch einfach, dass man zu jemandem hält, der von anderen ausgelacht wird. Wer Zivilcourage zeigt, setzt sich immer einem gewissen Risiko aus; dem Risiko selber verurteilt zu werden, selber in einen Konflikt zu geraten oder ausgelacht zu werden.

Weshalb braucht es Zivilcourage?

In unserer Gesellschaft besteht die Tendenz, nur Dinge zu tun, die einen direkten Gewinn abwerfen. Es werden zur Hauptsache eigene Interessen verfolgt. Wenn aber auch in Zukunft ein menschenwürdiger Umgang und ein menschenwürdiges Zusammenleben gefragt ist, so sind wir alle aufgefordert, Zivilcourage zu zeigen. Wir sind alle mitverantwortlich, uns für eine menschenwürdige Gesellschaft einzusetzen. Das kann einerseits heissen, Grenzen zu setzen, wo die Menschenwürde verletzt wird, andererseits heisst es aber auch, Toleranz zu üben mit den unzähligen Ausdrucksformen des Menschseins.

Zivilcourage kann nicht delegiert werden

Zivilcourage kann und darf nicht an andere wie z.B an Fachpersonen oder an Sicherheitsbeauftragte delegiert werden. Alle Anwesenden tragen eine Verantwortung für das Geschehen. Wer wegschaut oder den Mund hält, legitimiert das Verhalten eines Täters / einer Täterin und macht sich mitverantwortlich. Dies hat Konsequenzen für alle Beteiligten und erlaubt den Tätern / Täterinnen ihr Tun, ohne es zu hinterfragen, weiterzuführen.

Wann und wie soll Zivilcourage gezeigt werden?

Zivilcourage geht alle an! Jede Person kann auf ihre Art Zivilcourage zeigen. Es ist weder eine Tugend noch eine persönliche Eigenschaft. Und: Zivilcourage ist lernbar.

Wer Zivilcourage zeigt, muss keine grosse Heldentat vollbringen. Zivilcourage kann auch im Kleinen gezeigt werden. Um bei Vorfällen im öffentlichen Raum adäquat reagieren zu können, hilft es wenn

  • ich mir über meine eigene Haltung bewusst bin, welche dem Einschreiten zu Grunde liegt
  • ich kurz durchatme, bevor ich handle
  • ich im Vorfeld Strategien und Handlungsmöglichkeiten durchdacht und ausprobiert habe

Die Zivilcourage-Karte des gggfon gibt einige Tipps, wie Zivilcourage gezeigt werden kann:

gggfon bietet Kurse in Zivilcourage an.